Waschlotionen, Badezusätze, Intimsprays, Reinigungstücher uvm. – der Markt ist voll mit lauter bunten Pflegemitteln, denn trotz der Robustheit unseres Körpers sind Hygiene und einfühlsamer Umgang mit ihm ein grosses Thema. Lesen Sie in unserem Beitrag, warum sich umsichtige Hygiene, vor allem die Intimpflege, lohnt.

Sauberkeit und Schönheit entwickeln sich immer mehr zum grossen Trend. Nicht sauber zu sein oder zu wirken, ist heutzutage ein Makel. In den Regalen der Einkaufsläden häufen sich immer mehr Pflegeprodukte an: Bunte Shampoos, Lotionen, Seifen etc., sodass die Entscheidung teilweise schwerfällt.

Einige Bereiche bedürfen aber einer bestimmten Pflege, wie z.B. Augen, Ohren, Nase, Gelenke und eben der Intimbereich, vor allem der einer Frau. Die Schönheitsindustrie reagiert auf die Nachfrage und bietet auch hier eine Reihe an Reinigungsmittel für den Intimbereich – doch welche Produkte sind wirklich notwendig? Da das Thema um die Intimpflege immer noch ein Tabu ist, wurde die Gynäkologin an der Privatklinik Obach in Solothurn, Dr. med. Angelika Donalies zu Rate gezogen.

Die häufigsten Probleme im Intimbereich

Eine gesunde Scheide ist dicht von Bakterien besiedelt, in erster Linie von den Milchsäurebakterien, die die Abwehr von schädlichen Bakterien und Pilzen übernehmen. Am häufigsten wird die Scheidenflora durch vaginale Trockenheit beeinträchtigt, die sich in erster Linie durch unangenehmes Jucken und Brennen im ganzen Intimbereich bemerkbar macht. Dadurch kann es sogar zur Reizung der Harnröhre kommen, die ihren Ausgang in der Scheide findet, weshalb wir beim Wasserlassen ein Brennen verspüren können.

Ist dieser Eigenschutz gestört, wird unsere Hautoberfläche porös, weshalb Viren, Bakterien und Pilze ein leichteres Spiel haben, einzudringen. Das kann zu Blasen- und Scheidenentzündungen und anderen Infektionen führen. Zudem kann die Abnahme der Elastizität der Haut beim Geschlechtsverkehr zu leichten Verletzungen führen und die Partnerschaft belasten.

Mögliche Ursachen für Probleme im Intimbereich

Unser Intimbereich ist mit vielen Mikroorganismen dicht besiedelt, die eine wichtige Schutzfunktion übernehmen. Etliche Drüsen geben ein Sekret mit vielen fettartigen und geruchsaktiven Stoffen ab, die man versucht mit künstlichen Duftstoffen zu überdecken. Häufiges Waschen, aggressive Seifen, Feuchttücher & Co. Können allerdings den Schutzmantel zerstören und zu unangenehmen Folgen führen. Weitere Ursachen:

  • Wechseljahre ist die Zeit, in der der Östrogenspiegel sinkt, wodurch die Schleimproduktion abnimmt und sich die Hautdurchblutung verschlechtert. Die Haut wird dünner, verletzlicher und weniger dehnbar.
  • Ein verminderter Hormonspiegel nach Bestrahlung im Bereich des Beckens, nach operativer Entfernung der Eierstöcke, nach der Geburt oder während der Stillzeit oder als Nebenwirkung der Chemotherapie und diverser Medikamente.
  • Äussere Einflüsse wie z.B. Verhütungsmittel und Medikamente, Rauchen und Alkohol.
  • Erkrankungen wie Diabetes, Neurodermitis, Entzündungen und viele Arten von Autoimmunerkrankungen sind begünstigend.
  • Psychische Ursachen: Depressive Verstimmungen und Stressfaktoren können ebenfalls den Hormonspiegel beeinflussen

Eine gute Nachricht: in den meisten Fällen ist ein vorübergehender Juckreiz harmlos und weder ein Grund zur Beunruhigung, noch ein Zeichen schlechter Intimhygiene. Die ersten Anzeichen sind meist unspektakulär: Es brennt mal da, juckt hier und kann beim Geschlechtsverkehr leicht brennen. Sollte das Jucken allerdings stärker werden, länger anhalten und immer wiederkehren, kann sich die Haut auf Dauer verändern und es kann zu Schmerzen des Intimbereiches kommen.

Auf die richtige Intimpflege kommt es an

Bei Intimhygiene ist weniger oft mehr, so Dr. med. Angelika Donalies. Denn wer zu viel macht, kann die Schutzschicht beschädigen. So machen Sie es richtig:

  • Verzichten Sie möglichst auf synthetische Unterwäsche und tragen Sie stattdessen Baumwolle.
  • Waschen Sie die Scheide einmal täglich mit klarem, lauwarmem Wasser und am besten direkt mit der Hand. Feuchte Waschlappen und Schwämme sind der perfekte Nährboden für Krankheitserreger.
  • Eine milde Seife oder Intimlotion genügt vollkommen.
  • Verwenden Sie keine Produkte, in denen Parfum oder Alkohol enthalten sind, nehmen Sie stattdessen pH-neutrale Mittel.
  • Trocknen Sie sich nach dem Toilettengang ausschliesslich von vorne nach hinten ab, um weniger Keime in die Scheide zu transportieren. Rubbeln Sie dabei nicht.
  • Wechseln Sie Ihre Unterwäsche täglich.
  • Geben Sie der Dusche gegenüber Badewanne den Vorzug.
  • Meiden Sie Körperpuder und Intimsprays.
  • Zu enge Kleidung, speziell Unterwäsche und Jeans, stören die Intimhygiene und fördern Scheidenpilz.
  • Achten Sie beim Besuch eines Schwimmbades darauf, den nassen Bikini regelmässig auszuwechseln. Lassen Sie ihn nicht am Körper trocknen.

Intimpflege

Baumwollunterwäsche sollte synthetischer vorgezogen werden zugunsten eines gesunden Intimbereichs.

Intimpflege während der Menstruation

Einmal im Monat ist ausserdem auf folgendes zu achten:

  • Wechseln Sie während der Tage häufig Ihre Binden und/oder Tampons, um Bakterienbildung zu vermeiden.
  • In den ersten Tagen, wenn die Regel stärker ist, sollten Sie etwa alle 2 Stunden die Binden oder Tampons wechseln.
  • Während der Periode unterstützen Tampons mit körpereigenen Milchsäurebakterien noch zusätzlich.
  • Einmal am Tag waschen reicht auch während der Periode.
  • Spezielle Intimhygiene-Produkte schützen den sensiblen, äusseren Bereich, auch nach der Periode.

Greifen Sie so wenig wie möglich in den natürlichen Reinigungsprozess der Vagina ein, waschen Sie vorsichtig das äussere Geschlechtsorgan und verwenden Sie die richtige Unterwäsche, dann ist eine optimale Intimhygiene gewährleistet.

 

Quellen:
Vista Magazin
Netdoktor.ch