Unsere Wirbelsäule ist aus flexiblen und starren Bausteinen zusammengesetzt und hält uns aufrecht. Sie ist hochbeweglich und gleichzeitig extrem stabil und kann uns dennoch zu schaffen machen. Etwa 80% der Erwachsenen in der Schweiz leiden im Laufe ihres Lebens einmal oder wiederholt an Rückenschmerzen. Lesen Sie in unserem Beitrag, wie Sie Ihre Wirbelsäure stärken und den Rückenschmerzen den Kampf ansagen können.

Vor 3 bis 4 Millionen Jahren entwickelten unsere Vorfahren den aufrechten Gang – ein zentrales Ereignis in der Evolution des Menschen. Das erforderte allerdings auch „Umbaumassnahmen“ an unserem Körper (z.B. um unser Gehirn vor Erschütterungen zu schützen).

Aufbau unserer Wirbelsäule

Deswegen besitzt unsere Wirbelsäule eine doppelte S-Form: Die Halswirbelsäule (Lordose) biegt sich nach vorne, die Brustwirbelsäule (Kyphose) wölbt sich nach hinten, die Lendenwirbelsäule geht wieder nach vorne und das zusammengewachsene Steiss- und Kreuzbein gehen wieder nach hinten. Das frei bewegliche Rückgrat ist wie eine Kette aus Wirbeln zusammengesetzt und wird über Bandscheiben verbunden. Diese bestehen aus einem äusseren Faserring und einem inneren Gallertkern und müssen Stösse abdämpfen sowie die einzelnen Wirbel miteinander verbinden, ohne die Beweglichkeit einzuschränken.

Die Wirbel sind alle, mit Ausnahme des ersten und zweiten Halswirbels, etwa gleich aufgebaut: An einen kompakten Wirbelkörper schliesst sich ein knöcherner Wirbelbogen an. Dadurch entsteht in der Mitte des Wirbelknochens ein Hohlraum, der einen Wirbelkanal bildet, in dem sich das Rückenmark befindet. Zwischen den Wirbelbögen ist je eine Öffnung, durch die die Rückenmarksnerven in die unterschiedlichen Körperbereiche abzweigen. Jeder einzelne Wirbel ist über Facettengelenke mit dem Nachbarwirbel verbunden und ist damit fest und dennoch beweglich. Zudem erstrecken sich eine ganze Reihe Bänder über die gesamte Länge der Wirbelsäule und verleihen ihr Beweglichkeit und Stabilität.

Zusammensetzung unserer Wirbelsäule

Steissbein, Kreuzbein und 24 ringförmige und bewegliche Wirbel bilden unsere Wirbelsäule, die wie folgt unterteilt werden:

Die Halswirbel bilden die vom Kopf aus gesehen ersten 7 Wirbel, wobei die ersten oberen 2 am stärksten von der Grundform abweichen. Der erste Wirbel ist der aus einem knöchernen Ring mit 2 Gelenkflächen bestehende Atlas und trägt trotz seiner Zierlichkeit die Last unseres Kopfes. Zusammen mit dem Kopf bildet der Atlas das erste Halswirbelsäulengelenk, das uns das Nicken ermöglicht. Die hohe Beweglichkeit des Kopfes macht aber erst die Verbindung mit dem 2. Halswirbel, dem Axis, möglich. Vom Axis ragt nämlich ein knöcherner Fortsatz in den Atlasring und dadurch werden Drehbewegungen des Kopfes um 45° möglich. Zwischen dem 2. und 3. Halswirbel befindet sich die erste Bandscheibe. Zusammen bilden die ersten 3 Halswirbel das Genick. Die Halswirbel sind relativ ungeschützt und daher bei Unfällen sowie bei Fehlhaltung besonders gefährdet. Sie besitzen die feinsten Strukturen und die meisten Nerven und Blutgefässe, die u.a. bei der Blutversorgung des Gehirns eine wichtige Rolle spielen.

Die Brustwirbelsäule besteht aus 12 nach unten grösser werdenden Wirbeln, die die Basis für den gelenkigen Ansatz der einzelnen Rippen bilden. Die Brustwirbel sind dadurch zwar weniger beweglich, dafür aber auch geschützter. Aus dem unteren Brustwirbelbereich gehen die Nerven für die Beine hervor.

Die Lendenwirbelsäule besitzt 5 starke Lendenwirbel, die einen hohen Anteil des Körpergewichtes tragen. Deshalb kommen Bandscheibenvorfälle hier besonders häufig vor.

Das Kreuzbein besteht aus 5 zusammengewachsenen Wirbeln, die den Übergang zum Becken stabilisieren.

Und schliesslich das Steissbein, der verkümmerte Rest des Schwanzes unserer Vorfahren, das aus 3 bis 5 miteinander verschmolzenen Wirbeln besteht.

Wie kommt es zu Rückenschmerzen?

Trotz – oder genau wegen – der ausgeklügelten Bauweise unserer Wirbelsäule haben viele von uns immer wieder und zum Teil sehr starke Rückenschmerzen. Bei vielen sind sie bereits chronisch, bei den anderen reichen meist Bewegung, Physiotherapie und/oder leichte Schmerzmittel, um die Rückenschmerzen zu beseitigen.

Verschleiss an den Knochen – Rückenschmerzen im Lendenwirbelbereich

Spezifische Rückenschmerzen haben dagegen eine klare Ursache und sind oftmals auf Verschleiss zurückzuführen. Durch die Abnutzung der Wirbelgelenke bzw. der kleinen Facettengelenke kann sich eine schmerzhafte Arthrose einstellen, die oftmals im Lendenwirbelbereich vorkommt. Dabei verschieben sich Wirbel von ihrer normalen Position und es kommt zu schmerzhaftem Wirbelgleiten, wobei diese besonders im Übergang von der Lendenwirbelsäule zum Kreuzbein auf die Nerven und Bandscheiben drücken.

Oftmals sind von Osteoporose Frauen in den Wechseljahren betroffen, weil es unter dem Einfluss von hormonellen Veränderungen zum Verlust von Knochensubstanz kommt. Die Wirbelsäule verliert an Festigkeit und bricht schneller. Aber auch Verkrümmungen der Wirbelsäule können zu Rückenschmerzen führen.

Bei der Rheumatoiden Arthritis und bei Morbus Bechterew sind die Gelenke chronisch entzündet, begleitet von Schwellungen, Schmerzen und Bewegungseinschränkungen.

Überlastete Bandscheiben, die zu Rückenschmerzen führen

Wird unsere Wirbelsäule stark belastet, kann das gallertartige Innere der Bandscheiben herausrutschen und gegen das Rückenmark oder gegen die Nerven drücken. Auch altersbedingte Verschleisserscheinungen können dazu führen. Etwa 90% dieser schmerzhaften Bandscheibenvorfälle ereignen sich in der Lendenwirbelregion.

Rückenschmerzen durch Verspannungen

Die häufigeren Rückenschmerzen sind unspezifisch und zumeist auf Verspannungen, Verhärtungen und Reizungen von „weichen“ Bauelementen, also Sehnen, Muskeln oder Bändern, zurückzuführen. Oftmals sind dabei Fehlbelastungen im Alltag schuld und dabei sind die Ursachen für Rückenschmerzen sehr vielfältig:

  • Bewegungsmangel
  • Heben von schweren Gewichten
  • Einseitige Belastung durch monotone Körperhaltung (Verharren in gebeugter bzw. überstreckter Position für längere Zeit, z.B. statisches Sitzen über viele Stunden, unpassendes Bettsystem)
  • Zu viel Sport
  • Stress und psychische Belastungen

Meist sind harmlose Ursachen wie muskuläre Verspannungen für Rückenschmerzen verantwortlich. Dabei stimuliert das verkrampfte und verhärtete Gewebe umliegende Nerven, was wir als Schmerz empfinden. Die verhärtete Muskulatur verliert durch falsche Belastungen der Wirbelsäule ihre normale Beweglichkeit, aber durch Gegenmassnahmen wie Wärmetherapie, Pilates-Übungen etc. können die Schmerzen gut behandelt werden. Oft sind aber auch Fehlhaltungen und Verspannungen im Nacken- und Schulterbereich für Rückenschmerzen verantwortlich. Auch Stress und psychische Belastungen lasten sehr auf unserer Schulter. Meist verschwinden die Rückenschmerzen nach vorübergehender Schonung, Entspannung und ausgleichender Bewegung nach einigen Tagen, dennoch ist es ratsam, die Signale unseres Körpers ernst zu nehmen.

Wie Rückenschmerzen vorbeugen?

Muskelverspannungen kann man in vielerlei Hinsicht entgegenwirken:

Den Rücken trainieren

Bewegung ist grundsätzlich gesund – ganz egal, ob Sie Büroübungen zwischendurch machen, abendliche Sportgymnastik, Radfahren, Schwimmen oder Joggen. Bewegung zur Vermeidung von Muskelverspannungen und Rückenschmerzen spielt eine sehr wichtige Rolle, weil dabei alles gestärkt wird: Muskeln, Sehnen, Bänder und Knochen.

flexible Wirbelsäule

Experten zufolge kräftigt Yoga nicht nur den gesamten Rumpf und stütz die Wirbelsäule, sondern sorgt auch für geistige Ausgeglichenheit und eine bessere Stressresistenz.

Wechselsitzen

Es empfiehlt sich, bei sitzenden Tätigkeiten immer wieder die Sitzposition zu wechseln: mal aufrecht, mal locker oder schräg, mal nach hinten gelehnt. Bleiben Sie im Sitzen in Bewegung!

Körperhaltung beim Sitzen

Beim Sitzen sollte der Körper möglichst nah am Tisch sein, der Rücken immer gerade und niemals gekrümmt. Zudem sollten Sie die Füsse mit der ganzen Fusssohle auf den Boden stellen und das Gewicht immer aus den Beinen heraus heben.

Keine zu schweren Lasten tragen

Meiden Sie schwere Lasten, wie z.B. tragen von schweren Möbeln beim Umziehen. Ihre Bandscheiben werden es Ihnen danken.

Richtige Matratze für einen gesunden Rücken

Matratzen sollten flexibel, aber nicht zu weich sein. Wenn Sie morgens mit Rückenschmerzen aufwachen sollten, sollten Sie über einen Wechsel nachdenken und sich beraten lassen.

Stress meiden/reduzieren

Spannungen führen zu Verspannungen, die sich auf die Muskeln und auf die Wirbelsäule auswirken können. Oftmals sind Rückenschmerzen ein Warnsignal für zu viel Stress. Neben sportlicher Betätigung empfehlen sich hier gezielte Entspannungstechniken und –Übungen wie z.B. Yoga. Ein Bad am Abend mit Meersalz und spezieller Kombination aus ätherischen Ölen durchwärmt zudem den Körper und löst Anspannungen im Rücken- und Schulterbereich.

Unser Tipp: Zur Erhaltung gesunder Knochen und normaler Funktion von Muskeln tragen Magnesium und Kalium bei.

Achtung: Dauerhaft verspannte Muskeln können mit der Zeit körperliche Veränderungen bewirken und zur vorzeitigen Abnutzung von Knochen und Gelenken führen. Ausserdem können ständige Schmerzen die Nerven empfindlicher werden lassen. Wir wünschen Ihnen allzeit gute Gesundheit!

 

Quellen:
Vista Magazin
Kompetenz-gesunder-ruecken.de