Frühling und Sommer sind eine wundervolle Zeit, um mit der Familie einen Spaziergang zu machen und danach auf einer idyllischen Wiese am Waldrand zu picknicken. Sie geniessen die Ruhe, das frische Grün, die leichte Brise und die ersten Sonnenstrahlen.

Plötzlich lautes Geschrei: Söhnchen Florian hat sich beim Herumtoben den Unterarm aufgeschürft. Sie haben an alles gedacht: Essen, Trinken, Sonnenschutzmittel, Spielzeug, Lesestoff, sogar an Wolljacken für alle, falls es kühler werden sollte. Nur Verbandszeug und schmerzlindernde Mittel haben Sie gerade nicht dabei. Wie schön, wenn man mit frischen Pflanzen echte Hilfe leisten (und den kleinen Verletzten ablenken) kann.

«Wie oft hätten wir die Heilmittel im Garten, auf der Wiese, im nahen Acker – wenn wir nur immer wüssten, wie die vielen Kräutlein um uns herum wirken würden», meinte der Naturheilkunde-Pionier Alfred Vogel (1902 – 1996) einmal. Tatsächlich gibt es verschiedene Pflanzen am Wegesrand, die bei einer Vielzahl von kleineren Blessuren helfen – bei Insektenstichen, müden Beinen, Sonnenbrand, Kopfweh, Nasenbluten, Hautproblemen, Prellungen, Quetschungen, Durchfall, Verstopfung, Schmerzen und anderem mehr. Wenn von erster Hilfe die Rede ist, geht es nicht um Salben, Cremes, Pulver oder Tinkturen, sondern tatsächlich um frische Pflanzen, die ohne Umschweife und Aufwand direkt gebraucht werden können.

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Vier Pflanzentipps für unterwegs

Feldahorn (Acer campestre)

Der Feldahorn wächst meist als Strauch oder Hecke und nur selten als Baum mit einer Höhe von zehn Metern und mehr. Wegen seiner geringen Grösse findet man ihn kaum mitten im Wald, eher am Waldrand, in lichten Mischwäldern, in Feldgehölzen, an Autobahnen, in Windschutzstreifen auf weiten Ebenen, im Stadtbereich, in Parks und Gärten. Seine handtellergrossen Blätter mit drei bis fünf Lappen und runden Buchtungen sind recht typisch; auf der Unterseite der Blätter, die sich im Herbst strahlend gelb färben und sehr spät abfallen, finden sich bei genauem Hinsehen samtige Härchen.

Dass die Blätter des Feldahorns, der auch Massholder genannt wird, leicht zu erreichen sind, kommt den Hilfesuchenden zugute. Die Blätter besitzen nämlich kühlende und abschwellende Eigenschaften und lindern so Insektenstiche, aufgedunsene Augen, geschwollene Füsse und Gelenke sowie dicke Furunkel. Bei Quetschungen oder Prellungen pflückt man einige frische Ahornblätter, quetscht sie, legt sie auf die wehe Stelle und fixiert diesen Umschlag mit einem Taschentuch, einem Schal oder einer Binde.

Gänseblümchen (Bellis perennis)

Die zweite Pflanze unserer Vierer-Auswahl kennt jedes Kind! Kleine Kinder machen daraus Kränze fürs Haar, grosse Kinder zupfen die Blütenblätter als Liebesorakel. Das unermüdlich blühende Gänseblümchen (Margritli, Tausendschönchen, Massliebchen) findet sich vom frühen Frühjahr bis in den späten Herbst auf fast allen Wiesen und Weiden.

Der schwedische Botaniker Carl von Linné, der vielen Pflanzen den Namen gab, nannte es Bellis perennis, die schöne Ausdauernde. Und das ist sie tatsächlich: hübsch und hartnäckig. Die Menschen trampeln auf ihr herum, sie aber macht sich nichts daraus und erhebt immer wieder ihr niedliches Köpfchen. Diese Selbstheilungskräfte kann sie den Menschen weitergeben. Sie nützen auch dem kleinen Florian, der sich die Haut aufgeschürft hat, was bekanntermassen ziemlich schmerzhaft ist. Man zerquetscht einige saubere Blütenköpfe und trägt den Saft bzw. die saftige Masse auf die wunde Stelle auf. Mit einem Taschentuch oder, falls vorhanden, einer Binde fixieren.

Die Blütenköpfe und Blätter enthalten Mineralstoffe (Kalium, Kalzium, Magnesium, Eisen), Vitamin A und C, Saponine, ätherische Öle, Bitter-, Schleim- und Gerbstoffe. Die Kombination aller Inhaltsstoffe macht die entzündungshemmende, blutreinigende und wundheilende Wirkung des Gänseblümchens aus.

Heilpflanzen A. Vogel

Die Natur hält für vieles ein Heilkraut bereit, z.B. Feldahorn, Wundklee, Gänseblümchen oder Gundermann (v.O. im UZS)

Gundermann (Glechoma hederacea)

Die dritte Pflanze im Bunde ist ein so genanntes «Unkraut». Wenn Sie auch den Namen nicht kennen, gesehen haben Sie es garantiert schon: Ausläufern erscheinen von März bis Juni hellviolette Blüten. Zerreibt man die herzförmigen, frischen Blätter zwischen den Fingern, riechen sie aromatisch-herb und fühlen sich leicht schmierig an. Der würzig-scharfe Geschmack der essbaren Blätter brachte der Gundelrebe den Beinamen Soldatenpetersilie ein. Die deutsche Bezeichnung der alten Heilpflanze kommt wahrscheinlich vom althochdeutschen Wort «gund» für «Eiter». Denn traditionell gebraucht wird sie äusserlich bei eiternden, schlecht heilenden Wunden, Abszessen und Furunkeln. Die Blätter und Blüten des Gundermanns wirken zusammenziehend, schmerzstillend und beruhigend. Der äusserlich aufgetragene Saft frischer, zerstossener Blätter beschleunigt die Heilung von Blutergüssen, Quetschungen und Augen-«Veilchen».

Wundklee (Anthyllis vulneraria)

Als viertes Erste Hilfe-Mittel stellen wir Ihnen hier den Wundklee vor. Er ist weitläufig mit dem Wiesenklee verwandt, hat aber nicht die typischen Kleeblätter. Sein goldgelbes Krönchen aus vielen kleinen Blüten leuchtet zwischen Juni und September an Wegrändern, Böschungen und anderen, eher trockenen Standorten. Wie sein Name schon sagt, wurde er von alters her zur Versorgung von kleineren Wunden und Verletzungen gebraucht. Aus der zerstampften ganzen Pflanze macht man Verbandspflaster, welche Schnitt- und Risswunden zusammenziehen und die Wunde abschwellen lassen. Der Blättersaft ist bei Lippenbläschen hilfreich und mit zerstampften Blättern kann man bei Blasen am Fuss ein Verbandspflaster anlegen.

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Feldahorn, Gänseblümchen, Gundermann und Wundklee: Vier von 46 Pflanzen, die frisch oder als Tee für zahlreiche kleine Notfälle auf Reisen, beim Sport und in der Freizeit nützlich sein können. Im Buch «Kleine Outdoor-Apotheke» wird über die Verwendung dieser vier Pflanzen und die der anderen Schätze der Natur für die einzelnen Indikationen ausführlicher berichtet. Das kleine, handliche Buch enthält einfache, praktische Rezepte zur Nutzung der Pflanzen für die Erste Hilfe unterwegs. Mit übersichtlichen, knappen Informationen zum Finden und Erkennen der Pflanzen.

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Wir wünschen Ihnen viel Spass im Freien beim Erkunden der Natur und deren Pflanzen-Schätze!

 

Quellen:
A. Vogel