In den letzten Jahrzehnten ist die Häufigkeit der Darmentzündungen weltweit enorm gestiegen. Genaue Ursachen sind dabei allerdings nicht bekannt. Man vermutet aber, dass der „westliche Lebensstil“, diverse Umweltfaktoren sowie erbliche Anfälligkeit dabei eine grosse Rolle spielen. Lesen Sie in unserem Beitrag, wie Darmentzündungen entstehen und was Sie dagegen tun können.
Immer mehr Menschen leben in der Schweiz mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Immer wieder schmerzhafte Krankheitsschübe und Durchfall schränken den Alltag massiv ein. Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind dabei die häufigsten chronisch entzündlichen Darmerkrankungen.
Unterschiede Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sowie deren Symptome
Morbus Crohn verteilt sich im ganzen Darm (vom Mund bis zum After) und kann stellenweise auftreten, wobei er sich von „oben“ (vor allem im Krummdarm) entwickelt. Der Darm wird dabei nicht komplett „befallen“. Bei Morbus Crohn wechseln sich die gesunden Abschnitte mit den entzündeten ab.
Colitis ulcerosa verläuft meist – ähnlich wie Morbus Crohn – in Schüben. Die Schübe können über Wochen hinweg andauern und mehrmals im Jahr auftreten. Während der Morbus Crohn im gesamten Verdauungstrakt aktiv sein kann, beschränkt sich die Colitis ulcerosa auf den Dickdarm und die Ausbreitung verläuft kontinuierlich von unten nach oben.
Bei beiden Krankheitsbildern sind folgende Symptome typisch:
- Häufig krampfartige Bauchschmerzen
- Durchfall (bei Colitis ulcerosa nicht selten mit Blut, Schleim und Eiter vermengt und bei Morbus Crohn können sich stattdessen Abszesse und eitrige Fisteln bilden)
- Bis zu 20 Stuhlgänge am Tag möglich
- Möglich sind auch Begleiterkrankungen wie Entzündungen am Auge, an der Leber oder andernorts sowie Gelenkschmerzen
Ursachen der Darmentzündungen
Die Ursachen der Darmentzündungen werden intensiv erforscht, sind aber nach wie vor noch nicht genau geklärt. Es scheint aber sicher zu sein, „…dass das körpereigene Immunsystem unter dem Einfluss verschiedener Faktoren die Darmschleimhaut angreift und dort Entzündungen hervorruft.“ Meist ist es ein Zusammentreffen von verschiedenen Ursachen, u.a. Umweltfaktoren, erbliche, infektiöse und psychische Faktoren.
Ursache „Westlicher Lebensstil“
Seit Jahrzehnten nimmt die Häufigkeit der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen zu. So stieg die Anzahl der Erkrankten in Schottland zwischen 1969 und 2008 um das Fünffache an, auch in Südafrika oder südostasiatischen Ländern (wo man bis vor Kurzem die Krankheit noch gar nicht kannte) ist ein Anstieg zu verzeichnen. Die Krankheit wird langsam zum medizinischen Problem und die Mediziner vermuten den „westlichen Lebensstil“ als eine Hauptursache für die rasante Entwicklung.
Ursache „Rauchen und Stress“
Luftverschmutzung spielt zudem ebenfalls eine wichtige Rolle: so wurde in einer kanadischen Untersuchung festgestellt, dass vor allem die Belastung mit Schwefeldioxid (SO2) und Stickstoffdioxid (NO2) in der Wohnumgebung das Risiko, an Morbus Crohn zu erkranken, steigern kann. Beobachtungen haben gezeigt, dass vor allem Kinder und Jugendliche davon betroffen sind, was besonders alarmierend ist.
Psychische Probleme gelten zwar nicht als Ursache, trotzdem können Faktoren wie Ärger, Stress und Depressionen den Ausbruch der Erkrankungen begünstigen und die Häufigkeit der Schübe erhöhen. Ausserdem wurde festgestellt, dass Übergewichtige häufiger Krankheitsschübe erleiden als Normalgewichtige.
Falsche oder schlechte Ernährung als Ursache für Morbus Crohn und Colitis ulcerosa
Seit längerem vermutet man auch den Verlust der Bakterienvielfalt als Auslöser chronisch entzündlicher Darmerkrankungen.
So haben die neuesten Studien gezeigt, dass z.B. die US-Bürger über eine geringere Bakterienvielfalt verfügen als Einwohner aus Malawi oder Indianer aus dem venezolanischen Regenwald. Unter dem Einfluss fettreicher tierischer Nahrung verändert sich die Diversität der Darmflora aber auch innerhalb der gleichen Bevölkerungsgruppe dramatisch. Voraussetzung für die Entwicklung der Entzündungen ist jedoch auch eine gewisse erbliche Anfälligkeit.
Leidet man an den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, verliert man oft Nährstoffe und nimmt ab. So bewirken heftige Durchfälle, dass lebenswichtige Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe ausgeschieden werden, bevor unser Körper diese wieder aufnehmen kann. Untersuchungen haben ergeben, dass Patienten oft an Kalium-, Kalzium, Magnesium- und/oder Eisen-Mangel leiden. Oft fehlen auch wichtige Vitamine wie Vitamin B12, Vitamin D und Folsäure. Wichtig ist deshalb, regelmässig abchecken zu lassen, ob der kranke Darm genug Nährstoffe und Vitamine aufnimmt.
Wer an chronisch entzündlichen Darmerkrankungen leidet, sollte sich umgehend zum spezialisierten Arzt begeben.
Reich an Folsäure (Vitamin B9): Die Artischocke.
Reizdarmsyndrom – lästig aber ungefährlich
Beim Reizdarm treten ähnlich typische Beschwerden wie Durchfall, Krämpfe, Blähungen und Verstopfungen auf, die allerdings milder verlaufen und im Wechsel auftreten. Der Reizdarm ist zwar lästig, hat aber nichts mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen zu tun. Ursachen für das Reizdarmsyndrom sind unbekannt und man geht davon aus, dass die Patienten einfach einen «empfindlichen Magen» haben. Ärger, Stress, Nervosität, aber auch Infektionen können dabei auch eine Rolle spielen. Folgendes kann helfen, den Reizdarm zu beruhigen:
- Umstellung der Ernährung
- Entspannungsübungen
- Medikamentöse Behandlung der Beschwerden
Bis heute konnte allerdings nicht nachgewiesen werden, ob dadurch Risiken für eine chronische Darmentzündung erhöht sind. Sollten zu den oben genannten Beschwerden ungewollte Gewichtsabnahme, Fieber, Blut im Stuhl oder nächtliches Auftreten von Durchfällen hinzukommen, empfehlen wir einen Gang zum Spezialisten.
Quellen:
Vista Magazin
Sprechzimmer.ch
Apotheken-umschau.de
Netdoktor.ch